Kommentar von Wolfgang Götze

Wasser – im Überfluss?

Elon Musks Weltraumtouristen gehören zu den wenigen Menschen, die einen persönlichen Blick aus dem Orbit auf die Erde werfen können. Sie sehen auf endlose Wasserflächen. Wasser scheint die Erde im Überfluss zu beherrschen und überall zur Verfügung zu stehen.

Zu zwei Dritteln ist der Planet von Wasser bedeckt. Ein Wasservorrat von 1,4 Milliarden Kubikkilometern. Diese schier unendliche Menge schrumpft bei genauerem Hinsehen schnell zusammen. 97,5 Prozent befinden sich für den Menschen kaum nutzbar als Salzwasser in Ozeanen und Meeren.                                                          Nur 2,5 Prozent der Wasserreserven – rund 35 Millionen km3 – sind Süßwasser, und es wird noch weniger: Der Großteil ist als Eis oder im Tiefgrundwasser gebunden. Es verbleibt ein kärglicher Rest von 0.3 Prozent, der von der Menschheit relativ leicht genutzt werden kann. Weltweit werden von Kommunen und Haushalten 12 Prozent der Süßwasservorräte als Trinkwasser verwendet, 19 Prozent von der Industrie in der Produktion gebraucht und 70 Prozent in der Landwirtschaft eingesetzt.

Sich vegetarisch oder vegan ernährende Menschen betonen – neben anderen guten Argumenten – dass mit einer pflanzenbasierten Ernährung viel kostbares Trinkwasser  in der Zucht und Mast von Nutztieren eingespart werden kann. Auch die Bundes-Entwicklungsministerin weist darauf hin, dass allein bei einer 30-prozentigen Reduzierung unserer Schweinefleisch-Produktion etwas eine Millionen Hektar landwirtschaftlicher Fläche “frei” werden würde. Bei einer verstärkten Orientierung auf vegetarische und vegane Ernährung  bzw. müsste diese Fläche für den Getreide- und Gemüseanbau genutzt werden – zumal die in Deutschland produzierten Gemüsemengen für die Eigenversorgung jetzt nicht ausreichen. Diese Defizite werden zurzeit durch Importe oft aus Regionen mit deutlichem Wassermangel wie Südspanien, Süditalien oder Nordafrika ausgeglichen.

Seit dem Jahr 2000 beobachten wir in Deutschland einen dramatischen Süßwasserschwund von 2,5 km3 pro Jahr – was dem Inhalt des Bodensees entspricht. Damit gehört Deutschland inzwischen weltweit zu den Regionen mit den höchsten Wasserverlusten. Besonders betroffen sind der Nordosten Deutschlands, der Großraum Lüneburger Heide, Baden-Württemberg und Unterfranken in Bayern – alles Regionen mit großen Gemüse-Anbauflächen. Ein Gutteil der Wasserverluste geht auf die Landwirtschaft zurück, die 70 Prozent ihres Wasserbedarfs für die Beregnung von Anbauflächen benötigt. Es darf bezweifelt werden, dass durch Wasser-Einsparungen in der Fleischproduktion der Wasser-Mehrbedarf bei einem notwendigerweise intensivierten Gemüseanbau gedeckt werden kann. Wer also bei uns für ein Mehr an pflanzlicher Ernährung plädiert, muss die Wasserfrage als existenzielles Gut mitbedenken. In der Konsequenz bedeutet es auch, endlich vehement für die Einführung eines bundesweiten Süßwasser-Monitorings und Managements einzutreten.                                                                                                                                                   Wie sehr dieses Instrument nötig ist, zeigen die wachsenden Ansprüche an unsere Wasservorräte – wobei wir wieder bei Elon Musk sind. Bei der Eröffnung seiner “Giga Factory” in der Heide Brandenburgs von Journalisten nach dem Wasserbedarf und den Grundwasser-Haushalt gefragt, antwortete er mit dümmlichen Grinsen lapidar: ” Wieso, ist doch alles grün hier”.